Die Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel betreibt zur Unterstützung dieser Programme das Gästehaus Kurt-Lindner in Wolfenbüttel. Es stellt Wohnungen für Wissenschaftler*innen der Bibliothek sowie des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung zur Verfügung, mit der die GdF eine Partnerschaft eingegangen ist. „Bezahlbarer und fußläufiger Wohnraum für die Zeit ihrer Forschungstätigkeit, das ist eine gute Voraussetzung für die wissenschaftliche Arbeit“, so Dr. Jill Bepler, Vorstandsmitglied der GdF. Doch mittlerweile waren die Wohnungen, die Platz sowohl für eine Person, für Paare oder auch für Familien bieten, in die Jahre gekommen. Insgesamt acht Einheiten konnten nun mit Hilfe der Fördermittel der Stiftung Zukunftsfonds Asse saniert werden. Die Erneuerung umfasste die sanitären Anlagen, die Innengestaltung und Ausstattung sowie die Einrichtung von Forscherarbeitsplätzen. Insgesamt 115.000 Euro stellte die Stiftung dafür bereit. „Die Mittel waren wesentlich, um das Haus sozusagen auf die Standards des 21. Jahrhunderts zu bringen“, betont Christine Schänzer, Geschäftsstellenleitung der GdF. „Das war ein ganz großes Geschenk – und die Wohnungen sind wirklich sehr schön geworden!“
Gäste von allen Kontinenten
Schrittweise und unter laufendem Betrieb wurde die Sanierung realisiert. Mit Hilfe anderer Fördertöpfe hatte der Verein zunächst die energetische Sanierung der Außenfassade, der Fenster, der Warmwasserversorgung und der Heizung in Angriff genommen. Anschließend wurden die Wohnungen saniert. „Mit modernen Wohn-, Studien- und Arbeitsbedingungen steigern wir auch die nationale und internationale Anziehungskraft Wolfenbüttels als Ort für Wissenschaft und Forschung – für die Zukunft und für die Region“, erklärt Dr. Bepler, die selbst lange Jahre das Stipendienprogramm der HAB geleitet hat. So kommen die Bewohner*nnen des Kurt-Lindner-Hauses von allen Kontinenten: Im Jahr 2019 etwa waren es Gäste aus insgesamt 26 Ländern. Die außergewöhnlichen Bestände der HAB, aber auch die große Freihandbibliothek im Zeughaus mit entsprechender Sekundärliteratur stehen als Pfund auf der wissenschaftlichen Seite.
Ein tolles Miteinander und viele Freundschaften
Die Wissenschaftler*innen schätzen aber auch Wolfenbüttel und die vielen Vorteile, die eine Kleinstadt bietet: kurze Wege, wenig Ablenkung, einfache Abläufe – und damit effizientes und überaus produktives Arbeiten. Und natürlich das Miteinander, denn nach Feierabend trifft man sich, kocht zusammen und tauscht sich aus. Freundschaften werden geschlossen, aber auch gemeinsam gearbeitet. „Erfahrene Wissenschaftler übernehmen beispielsweise eine Mentorenrolle über jüngere Kolleg*innen, man lädt sich gegenseitig ein zu Tagungen oder gemeinsamen Publikationen. Über die Jahre haben sich da interessante Netzwerke gebildet. Viele kommen regelmäßig wieder, einige über Jahrzehnte“, freut sich Dr. Bepler.
Aber auch für die Stadt selbst ist das ein Gewinn. Dr. Bepler, gebürtige Britin und selber ehemalig Stipendiatin: „Die Forscherinnen und Forscher sind meistens begeistert von der Stadt, den wunderschönen Fachwerkhäusern. Und wenn sie aus großen Städten kommen, auch davon, wie sicher es hier ist. Die Gäste sind natürlich auch wertvolle Multiplikatoren, bringen häufig Freunde und Familie mit. Bei Vorträgen oder unserem jährlichen Gartenfest kommen dann auch Bürger Wolfenbüttels und Wissenschaftler in Kontakt. Die Forscher*innen sind Teil der Stadt und auch ein Wirtschaftsfaktor, denn sie kaufen ein, gehen shoppen, besuchen Restaurants. Besonders die Familien finden schnell Anschluss – über die Kinder oder die Kirche, in der sie im Chor singen und vieles andere mehr. Ein wunderbarer Austausch, der dafür sorgt, dass Stadt und Region Wolfenbüttel als zukunftsorientierter Forschungsort wahrgenommen wird, an dem man gerne zurückkehrt!“