Doch dann kamen der gescheckte Nagekäfer sowie Pilzbefall ins Spiel. Sie setzten dem mehr als 300 Jahre alten Hausbaum der Bockwindmühle immer stärker zu, sodass die Mühle 2019 zunächst wegen Bruchgefahr für den Betrieb wie auch sämtliche Veranstaltungen und Besichtigungen gesperrt werden musste. Die Flügel standen still. Und nicht nur das: Auch die Außentreppe und die Flügelpaare selbst waren schließlich sanierungsbedürftig – altersbedingt und durch den erzwungenen Stillstand. „Der Austausch des nicht mehr tragfähigen Hausbaumes war die einzige Option, die Bockwindmühle Abbenrode für die Zukunft zu rüsten“, erklärt Andreas Bätker, Mitarbeiter der Hochbauabteilung der Gemeindeverwaltung Cremlingen. Er ist unter anderem Zimmermann und überdies „freiwilliger Müller“.
Noch bei einer Sanierung im Jahr 1995 hatte man versucht, den Hausbaum zu retten, indem man ihn gegen Schädlingsbefall behandelte und mit einem Stahlkorsett stabilisierte. Dennoch verschlechterte sich der Zustand kontinuierlich. Ein zeitnaher Ersatz wurde essentiell, da die Statik der Mühle bereits beeinträchtigt war. Bereits Anfang Dezember 2021 wurden zunächst die beiden Flügelpaare mit einem Schwerlastkran und Hubsteiger einer Spezialfirma demontiert, um die Mühle mit ihrer labilen Statik während der Winterstürme nicht noch zusätzlichen Belastungen und weiteren Schäden auszusetzen. Nacheinander wurden die Flügel gelöst und aus dem Wellkopf gehoben. In der auf Mühlen spezialisierten Zimmerei Blümner in der Altmark wurden sie über den Winter restauriert und nach historischem Vorbild um 1900 wieder mit Jalousieklappen aus Alu-Blech versehen.
Im April 2022 rückten Schwerlastkran und Hubsteiger wieder an – für eine spektakuläre Aktion: Um den maroden Hausbaum zu entfernen, wurde das gesamte Mühlenhaus abgehoben und anschließend neben dem Backhaus auf einem eigens dafür konstruierten Stahlkorsett platziert. Die Vereinsmitglieder wollen die Chance nutzen und daran einige Reparaturen vornehmen, bevor der neue Hausbaum montiert und das Mühlenhaus wieder an seinen Platz gehoben wird. An zwei Strahlträgern und Schlaufen hängend wurde der Mühlenkasten vorsichtig vom Hausbaum gelöst, mitsamt den Mahlgängen, dem Trichter, der Mischmaschine und anderem mehr. Kein leichtes Unterfangen, denn die Mühle durfte nicht kippen, die Hölzer mussten der Kraftumkehr standhalten. Groß die Erleichterung bei allen Beteiligten, als der Mühlenkasten heil und unversehrt abgesetzt worden war.