Erfolgsstory 2021:

Weinen darf sein – Lachen darf sein

Abschied von einem geliebten Menschen nehmen zu müssen ist sehr schmerzhaft

Doch der Tod gehört zum Leben. Beim Hospizverein Wolfenbüttel werden Menschen auf dem Weg der Trauer unterstützt. Damit der gemeinnützige Verein auf die steigende Nachfrage reagieren kann, hat die Stiftung Zukunftsfonds Asse die Weiterbildung einer weiteren Trauerbegleiterin sowie die Einrichtung eines PC-Arbeitsplatzes für die Koordination dieses Aufgabengebietes unterstützt.

Wolfenbüttel

Der Hospizverein Wolfenbüttel ist auch für Menschen in Trauer da

Tod und Sterben sind in unserer Gesellschaft nicht angemessen präsent

Das sind unangenehme Themen, die an den Rand gedrängt werden. Deshalb wird Trauerbegleitung immer wichtiger. Nach dem Tod eines Angehörigen haben zwar viele Trauernde ihr soziales Netzwerk um sich: Familie, Freunde, Bekannte. Doch diese sind oft hilflos und überfordert. Vor allem auch dann, wenn für das Umfeld nach einiger Zeit die Normalität zurückkehrt.

Möglichst vielen Menschen Hilfe anbieten

Die ehrenamtliche Trauerbegleitung ist eine wichtige Facette im kostenfreien Angebot des Hospizvereins für Menschen in Stadt und Landkreis Wolfenbüttel. Sie ist aus der Hauptaufgabe des Vereins, der Sterbebegleitung, hervorgegangen. „Doch während die Sterbebegleitung von den Krankenkassen finanziell gefördert wird (inklusive der Qualifizierung der Ehrenamtlichen), muss der Hospizverein sämtliche Kosten für Schulung und Einsatz der Trauerbegleiter selbst tragen“, erklärt Edelgard Blume. Sie ist derzeit als ehrenamtliche Koordinatorin für den Trauerbereich im Verein tätig. Die langjährige Sterbe- und Trauerbegleiterin resümiert: „Die Unterstützung durch die Stiftung ermöglicht uns, das Engagement im Bereich Trauer auszubauen, um weiteren Menschen in schwierigen Lebenssituationen beistehen zu können.“

Trauer ist sehr individuell

In Trauergruppen, im Trauercafé oder auch in Einzelgesprächen werden die Betroffenen dabei unterstützt, den Tod eines Angehörigen allmählich annehmen zu können. „Wertschätzung und Zuhören sind wesentliche Elemente, um das Miteinander zu gestalten“, sagt Edelgard Blume. „Die Menschen sollen das Gefühl haben, dass sie gut aufgehoben sind und alles ansprechen können.“ Für einige ist das Einzelgespräch genau das richtige, andere schätzen die Gruppenatmosphäre. Das ist individuell sehr unterschiedlich. Für viele ist auch der Austausch untereinander wichtig, um Trost und Halt zu finden. Trauernde möchten über den geliebten Menschen sprechen, Fotos anschauen, bedeutsame Orte aufsuchen, kleine Rituale des Erinnerns pflegen. Sie möchten immer wieder an das Verlorene anknüpfen. Alles das und vieles mehr sind grundlegende Themen in der Trauerbegleitung. Blume: „Wir geben Anregungen, damit die Trauernden sich auf die neue Lebenssituation einstellen und allmählich zu einer Neuorientierung kommen können.“ Trauerprozesse verlaufen zäh, holprig, auch sprunghaft. Manchmal dauern sie Monate, dann wieder Jahre. Immer gilt: „Trauer ist keine Krankheit, Trauer ist ein lebenslanger Prozess, den jeder anders erlebt und den jeder individuell durchläuft.“

Die Stiftung Zukunftsfonds Asse unterstützte das Projekt mit rund 6.000 Euro.
 

Kompetenz für die Trauerarbeit

Um einen Trauerprozess kompetent unterstützen zu können, ist eine Qualifizierung unerlässlich. Die Ehrenamtlichen müssen die Situation des trauernden Menschen genau erkennen, um angemessene Impulse geben zu können. Aber auch sie haben Belastungsgrenzen. „Für unsere Trauerbegleiter bieten wir deshalb eine professionelle Begleitung und Nachbereitung in Form von Supervision an. Dann können sie ihrerseits Probleme ansprechen und einen guten Umgang damit finden“, erklärt Blume.

Durch viele intensive Gespräche verändert sich allmählich die Sicht auf die Trauer und den Tod. Für die Betroffenen verlieren sie den Charakter von Randthemen des Lebens. So gelingt mehr und mehr, über den Verlust zu sprechen – und vielleicht sogar über den eigenen Tod. „Wichtig ist, zwischendurch auch lachen zu können, denn Lachen und Weinen gehören zusammen!“, betont die erfahrene Trauerbegleiterin.

Innerhalb der Trauergruppen entstehen oft auch Freundschaften. Dann stehen Menschen mit Trauererfahrung anderen Betroffenen zur Seite, deren Wege noch zäh und holprig sind. Blume: „Wir freuen uns natürlich auch, wenn sich weitere Menschen finden, die Freude an unserer Arbeit haben. Das muss nicht unbedingt in der Trauerbegleitung sein. In einem Hospizverein gibt es viele Aufgabenfelder, bei denen Unterstützung gefragt ist.“ Edelgard Blume sagt von sich: „Für mich ist Trauerbegleitung zu einer Lebensaufgabe geworden. Ich erlebe, dass Menschen aus einem tiefen emotionalen Loch herausfinden und wieder ein neues, aktives Leben gestalten können.“


Weitere Informationen

Kontakt

Hospitzverein Wolfenbüttel

Dietrich-Bonhoeffer-Straße 1a
38300 Wolfenbüttel
E-Mail: info(at)hospizverein-wf.de

Tel.: 05331/9004146
(erreichbar Mo. bis Fr. 9 – 19 Uhr)

Telefon für Trauer: 05331/900 62 42
(Di. und Fr. 9 bis 12 Uhr,
Mi. 16 bis 19 Uhr)

Website: https://hospizverein-wf.de/