Das Gebäude selbst – einer der wenigen, noch erhaltenden traditionellen Streckhöfe – ist dabei Hauptexponat und Ausstellungsort in einem. Im Wohnhaus werden unter anderem das Leben, Arbeiten und die soziale Gemeinschaft der Gärtnerfamilien gezeigt, aber auch Anbau und Bodenbearbeitung nebst Handel und Vermarktung. Auf dem Dachboden sind Wechselausstellungen zu sehen. Zum Auftakt präsentierte Dieter Kertscher die Ausstellung „Die Gemüsekammer des Herzogtums – Spurensuche in alten Karten“.
Auf über 100 Tafeln werden Raum-, Objekt- und Hinweistexte präsentiert. Der Informationsstruktur kam hierbei im Gestaltungskonzept und der Ausführung eine besondere Bedeutung zu. „So hat man sich beispielsweise zu den in Gärten verbreiteten Stöcken für Stangen entschieden, die aus Betonsockeln ‚emporwachsen‘ und mit kleinen Scheinwerfern beleuchtet sind,“ erklärt Jens Imig. Daran befestigt sind unter anderem Tafeln und Illustrationen. Diese flexiblen Elemente ermöglichen eine raum- und sachgerechte Unterteilung in Themen und zeichnen sich durch eine sehr hohe Mobilität aus. Nach Bedarf kann die Ausstellung jederzeit umgestaltet werden.
Geschichte und Geschichten werden lebendig
Und wo wird es nun multimedial? Zum Beispiel im Raum, der den Frauen gewidmet ist. Am „Informationsbaum“ über die Gärtnerin Edith Pölig etwa befindet sich ein Trichter. Diesen können sich BesucherInnen ans Ohr halten und so persönliche Eindrücke vom Gärtnereiwesen gewinnen. Viele Texte wurden übrigens von professionellen SchauspielerInnen eingesprochen. Die Trichter sind an unterschiedlichen Infobäumen zu finden und erwecken die Geschichten rund um das Gärtnern zum Leben. Multimediale Elemente finden sich zudem im Stall. Zwischen Gartengeräten sind Tablets angebracht, auf denen Videos zu sehen sind. Illustrationen zeigen dort unter anderem, wie Geräte genutzt werden. Vor allem Kinder sollen so für das Museum begeistert werden. „Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt auf diese innovative Weise Wissen vermitteln können“, so Florian Kinne, Erster Vorsitzender des Vereins Gärtnermuseum.
Aber, auch schon vor dem Start des neuen Konzepts war das Museum aktiv. Annähernd 200 Mitglieder, mehr als 60 Aktive und rund 40 Veranstaltungen im Jahr sorgten dafür, dass den Besuchern die wechselvolle Geschichte der Wolfenbütteler Gärtner nahegebracht werden konnte. Viel Arbeit für die ehrenamtlichen Mitstreiter des Museums, die auch an der Entwicklung des neuen Museumskonzeptes mitwirkten. „Mit der neuen Systematik möchten wir das Museum als Lehrstätte und Kulturort weiterentwickeln“, so Andreas Meißler. Während die neu gestaltete Dauerausstellung eine gestalterische Klammer schafft, sollen in den übrigen Räumlichkeiten des Museums Wechselausstellungen und flexible grafische Ausstellungsformate stattfinden. Schön, dass die mehr als 300jährige Tradition der für Wolfenbüttel typischen Streckhöfe im Gärtnermuseum erhalten und diese auf schönste Art und Weise präsentiert wird.