Vom östlichen Elm über Königslutter, das Reitlingstal, Erkerode und Lucklum gelangen die Pilger nach Veltheim, bevor es weiter geht in Richtung Braunschweig. „Du bist uns immer willkommen!“, heißt es in dem kleinen Flyer der Pilgerherberge. Einfach, aber herzlich: Das charakterisiert die Herberge wohl am besten. Vier stabile und großzügige Etagenbetten im Refugium, eine Selbstkocherküche, Waschraum, Duschen, Toiletten und eine überdachte Terrasse. Das alles findet im einstigen Pfarrheim Platz, das nach Plänen von Josef Pongratz, der früher als Architekt tätig war, umgebaut wurde. „Bis auf die Außenwand blieb hier quasi kein Stein auf dem anderen“, erklärt er. Viel Eigenleistung der Vereinsmitglieder wurde dafür eingebracht, Betten selbst geschreinert und vieles andere mehr. „Aber ohne die Unterstützung – vor allem des Zukunftsfonds Asse mit insgesamt 95.000 Euro – hätten wir das Projekt nicht stemmen können“, betont der erste Vorsitzende des Pilgervereins.
Insgesamt wurden für das Projekt, das von weiteren Stiftungen sowie mit EU-Mitteln gefördert wurde, 184.000 Euro investiert. Für das Gebäude wurde ein Nutzungsvertrag mit dem Bistum Hildesheim auf 20 Jahre geschlossen.
Einkehr in die kleine Kapelle
Mit Unterstützung von Ursula Ahlswede, stellvertretende Vorsitzende des 2014 gegründeten Vereins, sowie vieler Mitglieder konnte das Projekt realisiert werden. Knapp 60 Vereinsmitglieder sind es mittlerweile, Tendenz steigend. „Uns allen ist es wichtig, dass sich die Menschen in der Herberge wohl fühlen“, betont Ursula Ahlswede. „Einige Pilger freuen sich über ein Gespräch, andere brauchen ihre Ruhe. Das ist sehr unterschiedlich.“ Besonders freut es sie, dass durch die Pilger auch die kleine Kapelle der katholischen Kirche genutzt werden kann. Pilger und natürlich auch die Veltheimer haben dort jederzeit Zugang. Möglich ist das Angebot aber nur, weil sich die „Hospitaleros“ ehrenamtlich engagieren. Damit sie nicht rund um die Uhr für mögliche Neuankömmlinge bereit stehen müssen, wird nun im Rahmen einer zweiten Förderung über 8.600 Euro durch die Stiftung Zukunftsfonds Asse unter anderem eine neue Haustür mit einem flexiblen Zugangssystem installiert. So erhalten Pilger ein zeitliches Zugangsrecht per Smartphone oder über einen Zahlencode. Darüber hinaus gehören zum Förderumfang – an dem auch die Hans und Helga Eckensberger Stiftung beteiligt ist – Klapptische für größere Gruppen, Mehrzweckschränke sowie Wechselrahmen einschließlich Beleuchtung für eine Bildergalerie. Ein Projekt, das Schule macht: „Mittlerweile sind wir Impulsgeber und Berater für weitere neue Pilgerherbergen in der Region. Das Projekt ist gut übertragbar, lässt sich flexibel der örtlichen Situation anpassen. Entscheidend sind die Personen vor Ort mit ihrem Anfängergeist“, betont Josef Pongratz.
Der Jakobsweg: voller kultureller Highlights
Wichtig für die Pilgerherberge ist aber auch die enge Verzahnung mit dem Pilgerbüro des Braunschweiger Jakobsweges bei der Evangelischen Akademie Abt Jerusalem in Braunschweig. Es hat sich die Wiederbelebung des bereits vor Jahrhunderten bestehenden Jakobsweges zur Aufgabe gemacht, der auf dem mittelalterlichen Hellweg verlief. „Diese Initiative wie auch unsere Pilgerherberge sorgen auch dafür, das kulturelle Erbe unserer Region und unsere Identität zu stärken, denn auf dem Weg liegen bedeutende Dome, Stifte, Klöster, mehrere Jakobskirchen und zahlreiche romanische Dorfkirchen“, so Josef Pongratz. Für alle, die den Weg nicht alleine gehen wollen oder ihn nur ein Stück weit gehen möchten, hält das Pilgerbüro ein vielfältiges Angebot bereit. Die Herberge in Veltheim ist dabei Ausgangspunkt, Zwischenstopp oder Ausklang für verschiedene Veranstaltungen. Das kann Feierabendpilgern von Lucklum aus sein, ein Pilgertag für Menschen in Trauer oder Pilgerschnuppern für einen Tag. „Vier mal im Jahr bieten wir auch hier bei uns ein Pilgertreffen an“, so Pongratz. „Wobei uns in diesem Jahr bei vielen geplanten Veranstaltungen natürlich auch das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Maßnahmen ist zum Glück wieder vieles möglich.“